A100-Baustelle besetzt

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08. Januar 2013 Geschrieben von: Bernhard Knierim

stopa100Während in Berlin ein anderes Verkehrs-Großprojekt immer teurer und immer später wird, ist das nächste schon in der Planung: Die Stadtautobahn A100 soll nämlich nach Osten erst nach Treptow und dann in einem nächsten Bauabschnitt bis in den Friedrichshain verlängert werden. Das wäre dann immerhin das teuerste Autobahnstück Europas - und voraussichtlich eines der unnützesten und schädlichsten dazu. Berlin ist schließlich schon jetzt die Stadt mit dem besten Nahverkehrssystem Deutschlands, und schon heute lebt die Hälfte der Menschen im Innenstadtbereich ohne Auto.

Aktivistinnen und Aktivisten von RobinWood haben jetzt einen Baum auf der geplanten Baustelle für das Autobahnprojekt besetzt. Dazu schreiben sie in einer Pressemitteilung: "In diesem Jahr soll der Bau des 16. Bauabschnitts der A100 beginnen. Die Trasse soll sechsspurig um drei Kilometer von Neukölln nach Treptow in Wohngebiete hinein verlängert werden. Über die Anschlussstellen Sonnenallee und Treptower Park würden Verkehrsströme in die Wohngebiete von Neukölln, Treptow und Kreuzberg geleitet – die Belastung durch gesundheitsschädlichen Lärm und Feinstaub würde stark zunehmen. Bereits seit November vergangenen Jahres sind für die geplante Autobahn Grünflächen in Kleingartenkolonien zerstört worden. Dies kann in unmittelbarer Nähe des Aktionsortes besichtigt werden. Nach den Kleingärtner_innen und den in den Kolonien zeitweilig untergekommenen Wohnungslosen sollen auch die Mieter_innen der zum Abriss vorgesehenen Häuser Beermannstraße 20 und 22 für die A100 vertrieben werden."

„Zusätzlich zum Millionengrab Berliner Flughafen wollen Bund und Berliner Senat für unnütze drei Kilometer Autobahn weitere Millionen Euro versenken. Das ist ein Geschenk an die Bau- und Verkehrswirtschaft“, kritisierte Peter Schwarz, ein an der Aktion beteiligter stadtpolitischer Aktivist. „Gleichzeitig fehlt den Berliner_innen an allen Ecken und Enden das Geld. Bezirkseigene Einrichtungen werden geschlossen, Flüchtlinge und Mieter_innen müssen um menschenwürdige Lebensbedingungen kämpfen. Hier zeigt sich, für wen der Senat da ist – und für wen nicht.“

Die Pressemitteilung weiter: "Das Projekt ist das Ergebnis einer noch immer autofixierten, klimaschädlichen Verkehrspolitik. Diese ist beispielhaft an der gerade stattfindenden Bearbeitung des Bundesverkehrswegeplans für 2015 ablesbar: Wieder ist eine Wunschliste von neuen Straßen zu erwarten. Jeder Neubau von Autobahnen leistet aber dem automobilen Individualverkehr Vorschub. Der öffentliche Nahverkehr bleibt hingegen auf der Strecke. „Der öffentliche Nahverkehr ist zu teuer und geht mangels Investition und Pflege vor die Hunde. Regelmäßig bricht der Zugverkehr in der Hauptstadt zusammen, die S- und U-Bahngäste lässt man frierend im Regen stehen“, sagte Alexander Gerschner von ROBIN WOOD. „Nachdem es dennoch in den vergangenen Jahren endlich Zuwächse bei den Beförderungszahlen gab, wollen Politiker von CDU und SPD die Uhr zurückdrehen und uns wieder ins Auto zwingen. Da machen wir nicht mit.“ Die Aktivist_innen sehen die Baumbesetzung als Auftakt zu weiteren Protestaktionen gegen die Verlängerung der A100. Im Frühjahr wollen sich Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer und Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit beim ersten Spatenstich für den neuen Autobahnabschnitt in Szene setzen."

Hier gibt es weitere Informationen zur Baumbesetzung: http://www.robinwood.de/Newsdetails.13+M5d5007d0da9.0.html

Hier die Seite der Bürgerinitiative gegen die A100 - zum Weiter-Informieren und Vernetzen: http://www.stop-a100.de/

Wer in Berlin ist und Zeit hat, kann auch gerne bei der Besetzung vorbeischauen und mit unterstützen; es gibt dort auch einen Infopunkt. Der Ort befindet sich in Neukölln an der Neuköllnischen Allee, nahe der Kreuzung Grenzallee. Der S-Bahnhof Köllnische Heide ist nur einige hundert Meter entfernt.